Schulschach Gelungene Premiere für Phorms-Schüler bei Hibbdebach-Dribbdebach 2015
04.03.2015 - Nun ist das 25. Hibbdebach-Dribbdebach Schulschachturnier einige Tage her, die Trainer haben mit allen beteiligten Schülern Bilanz gezogen, und wir Chess Tigers dürfen behaupten, dass sämtliche Teams, die wir trainieren, gute, sehr gute und auch herausragende Leistungen erbracht haben. Die jüngste unserer Mannschaften stellte in diesem Jahr die bilinguale Phorms Schule Frankfurt. Erst seit anderthalb Jahren erhalten die Grundschüler dort regelmäßigen Schachunterricht, und dafür war ihr Auftreten bei diesem Großereignis aller Ehren wert! In einem ausführlichen Bericht gewährt ihr Trainer Mike Rosa in der Folge einen Einblick in die Ereignisse des 19. Februars 2015 und den Trainingsalltag der Kinder.
Gelungene Premiere für Phorms-Schüler bei Hibbdebach-Dribbdebach 2015
Als die Chess Tigers vor rund anderthalb Jahren den Grundschul-Schachunterricht an der Phorms Schule Frankfurt City übernahmen, erfuhr Trainer Mike Rosa, dass der Leiter für außerschulische Aktivitäten, George Betts, zuvor aus einem Buch heraus versucht hatte, Kindern das Spiel der Könige nahe zu bringen. Erfahrungsgemäß bedeutet dies, dass man die ersten Einheiten darauf verwenden darf, den angerichteten Schaden wieder zu korrigieren. Doch nicht in diesem Fall!
Nahezu jedes Kind beherrschte die Gangart aller Figuren, wusste, dass die Bauern am Anfang ins Zentrum gehören und alle Figuren mitspielen sollen. Darauf kann man ja wohl bestens aufbauen! Natürlich ertönte in den ersten Stunden noch des Öfteren der Einwand „Aber Herr Betts hat gesagt…!“, doch das gab sich, nachdem sich das Vertrauensverhältnis zwischen Kindern und neuem Trainer gefestigt hatte.
Durch die beeindruckende Vorarbeit von Herrn Betts bestand das Luxusproblem zunächst darin, dass es zahlreiche Kinder mit, aber auch neue ohne Vorwissen gab. Darauf reagierte die Phorms Schule prompt und ohne Zögern mit einer dritten Schach AG für „Chess Tigers Minis“ und der Anschaffung weiteren Spielmaterials.
Heute unterrichtet immer dienstags für die Chess Tigers Thomas Koch die Minis und eine Stunde später die Fortgeschrittenen, während Mike Rosa parallel zwei Stunden lang den besten 8 Schachspielern der Schule Intensivunterricht erteilt.
Erst wird gelernt, dann folgt eine kleine Pause, um sich zu stärken und locker zu werden für das abschließende Spielen. Am liebsten möchten die Kids Turniere spielen und lieben es, ihre Ergebnisse selbst am Laptop des Trainers eintragen zu dürfen und diese dann auf dem großen Smartboard im Klassenraum sehen zu können.
Diese „Truppe“ ist seit dem Beginn des laufenden Schuljahres ein eingeschworenes Team – inoffiziell die „Phorms City Tigers“. Eigentlich waren wir mal 9, aber leider musste uns mit Till Theissen zum Ende des ersten Halbjahres eine feste Stütze der Mannschaft gen China verlassen.
Mannschaft? Ja, denn spätestens nach Bildung der Intensiv-Gruppe fokussierte der Trainer seine Mädels und Jungs auf das alljährliche Frankfurter Hibbdebach-Dribbdebach Schachturnier für Schulmannschaften. Daran wollten sie unbedingt teilnehmen, nachdem die meisten davon nur aus Erzählungen wussten. Mit Ansh Gurung und David Wernicke hatten lediglich zwei Kinder mal als Ersatzspieler für die Phorms Schule Campus Taunus in Steinbach fungieren dürfen.
In diesem Jahr drehten sich die Vorzeichen vollständig. Im Taunus musste man auf ein eigenes Team verzichten, doch zur Stärkung des Frankfurter Teams stellte man mit Mohal Gupta und Adriano Rümmer zwei erfahrene Schüler bereit.
Am 19. Februar war es dann soweit: Das 25. Hibbdebach-Dribbdebach öffnete seine Pforten, und wir waren mittendrin.
Das zweitgrößte Schulschachturnier Deutschlands!
Die Maxime für die erste Teilnahme eines Frankfurter Phorms Teams lautete, durch tadelloses Verhalten am und neben dem Brett, perfekte Regelkenntnis und natürlich gutem Schachspiel aufzufallen.
Zur Unterstützung des Trainers war Clubkoordinator Gregory Trueman vom Campus Taunus dabei und versorgte die Kinder zwischendurch mit Speis’ und Trank und versehentlich auch mit ziemlich scharfen Chips. Unvergesslich unser Alexander Monissen mit, der Schärfe geschuldeten, Tränen in den Augen, der sich dennoch weitere Chips in den Mund stopft, weil diese zwar „hot“, aber auch soooo lecker sind.
v.l.n.r. stehend: Julia Nezlaw, Gregory Trueman, David Wernicke, Toplink Li, Alexander Monissen, Adriano Rümmer, Mohal Gupta v.l.n.r. sitzend: Alexander Zaun, Frederik Kleingarn, Zoe Wortmann und Ansh Gurung
Ein weiterer schwerer Moment sollte unserem Alex später noch bevorstehen, in welchem er seinen starken Charakter bewies. Vor der letzten Runde des Turniers musste Trainer Rosa die schwere Wahl treffen, wer am achten Brett seine dritte Partie spielen darf. Alex oder Julia? Es gab gute Gründe für beide, aber das Bauchgefühl des Trainers entschied für Julia. Die Enttäuschung bei Alex war groß – sehr groß! Während Julia ihre Partie schließlich mit viel Glück gewann, besiegte Alex parallel seine völlig verständliche Wut extrem tapfer und fieberte alsbald wieder mit seinen Teamkollegen. Er darf auf seine Leistung genauso stolz sein, wie ALLE seiner Kolleginnen und Kollegen!
In der Schlussrunde verfolgten alle gebannt, wie Julia aus einer Verluststellung erst eine Remisstellung und dann einen Sieg machte
Beim Blick auf die Einzelergebnisse fällt natürlich auf, dass unsere „Gastspieler“ aus Steinbach keinen Punkt erzielen konnten. Beide Jungs sind wirklich gute und talentierte Schachspieler, doch die Qualität an den beiden Spitzenbrettern hat in den Grundschulen zuletzt enorm zugenommen! Nahezu jede Mannschaft verfügt mittlerweile über ein oder zwei Spieler, die sich vom Rest deutlich abheben. Wer in der niedrigsten, oder besser jüngsten Spielklasse gewinnen möchte, braucht nicht nur zwei besonders starke Spieler, sondern gleich mehrere.
So haben die Chess Tigers in Person von Cheftrainer Hans-Walter Schmitt beispielsweise in Schwalbach an der Geschwister Scholl Schule eine Mannschaft geformt, in welcher nahezu jeder Spieler in einem Verein spielt. Und von hinten drängen viele schachhungrige Kinder nach, die auch gerne in diese Spitzenmannschaft möchten. Die Schwalbacher erreichten im Vorjahr den dritten und in diesem Jahr den zweiten Platz, wobei sogar mehr möglich gewesen wäre.
Noch gehen die Pokale an andere Schulen, aber das muss ja nicht so bleiben!
Davon können wir Phorms City Tigers im Moment nur träumen, aber wir dürfen und tun es auch! Es gab nämlich auch von uns herausragende Leistungen, die bestätigen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist.
Toplink Li überraschte den Trainer, seine Mannschaftskollegen und wohl auch sich selbst, indem er ALLE seine Partien gewann. „Manchmal war es so einfach, Herr Rosa!“, sagte er und wusste nicht, wie stolz der Angesprochene auf diese Aussage war. Schach ist nicht einfach. Und schon gar nicht, fünf Partien hintereinander zu gewinnen! Und wenn man seine Gegner scheinbar einfach schlägt, bedeutet das, dass man selbst in den vergangenen anderthalb Jahren gut gelernt hat.
Auch Frederik Kleingarn war nach drei Runden ohne Punktverlust, aber dann passierte ihm ein Missgeschick in Runde 4. Frederik ist unser Jüngster, genießt aber den vollen Respekt seiner Kollegen, weil er ein starker Schachspieler ist. Dass er schon kämpfen kann wie ein Großer, bewies er dann in der letzten Runde, als er sich ganz schnell von der Niederlage erholt zeigte und seinen Gegner wieder sicher im Griff hatte.
Sehr stark sind auch die 3,5 Punkte von David Wernicke. Nach einem Turbostart ging ihm am Ende zwar die Puste aus, doch er überzeugte besonders mit seiner Technik in gewonnenen Stellungen.
Die Phorms City Tigers im Einsatz
In diesem Jahr erreichten wir als Team zwar „nur“ den 16. Platz bei 24 Mannschaften, aber die Kinder fanden das schlimmer als wir Trainer. Getreu der oben genannten Maxime sahen wir tadelloses Verhalten am und neben dem Brett, perfekte Regelkenntnis und häufig auch gutes Schach. Kein Duell wurde höher als 3:5 verloren, was auf diesem Niveau bedeutet, dass es auch gut 4:4 oder 5:3 hätte ausgehen können. Zwei Mal passierte ein absolutes No-Go – nämlich das Schäfermatt, was uns besonders in der letzten Runde einen Mannschaftspunkt kostete. Daran müssen und werden wir nochmals arbeiten.
Bei der Nachbesprechung des Turniers in der ersten Unterrichtseinheit nach dem Turnier stellten Trainer und Schüler beim gemütlichen Vertilgen von Berlinern mit reichlich Puderzucker fest, dass sie gut und gerne auch ein oder zwei Punkte mehr hätten schaffen können, wenn sie sich etwas mehr konzentriert hätten.
Dieses Wissen und die in diesem Jahr gesammelte Erfahrung nehmen wir mit in das Training für Hibbdebach-Dribbdebach 2016, denn das ist das gemeinsame Ziel von Zoe Wortmann, Julia Nezlaw, Toplink Li, Alexander Zaun, Alexander Monissen, Frederik Kleingarn, David Wernicke, Ansh Gurung und Trainer Mike Rosa.
Einen Wunsch haben die Kinder aber noch: Im kommenden Jahr möchten sie in der Tabelle nicht mit dem Zusatz „Taunus“, sondern „Frankfurt“ oder „City“ geführt werden. Auch das wird der Trainer schon irgendwie regeln! ;-)