23.06.2015 - Erstmal endeten beim Norway Chess 2015 alle Partien einer Runde ohne Sieger. Im siebten Umlauf war es erstaunlicherweise ausgerechnet Magnus Carlsen, der nach extrem eigenwilliger Eröffnung als Schwarzer gegen Maxime Vachier-Lagrave mehr oder weniger ins Remis einwilligen musste. Nur 14 Züge waren gespielt, da sahen sich beide Seiten genötigt, die Stellung drei Mal zu wiederholen. Nach nur 20 Zügen einigten sich wenig später auch Levon Aronian und Viswanathan Anand darauf, die Friedenspfeife zu schmauchen. Der Armenier fand keinen motivierenden Weg, auf mehr zu spielen, und Vishy war auch nicht unglücklich über ein leichtes Remis mit Schwarz. Länger hielten da schon die sechs anderen Spieler durch, aber ernsthaft das Gleichgewicht gestört wurde nur zwischen Jon Ludvig Hammer und Anish Giri. Dabei war es der Norweger, der ein besseres Turmendspiel herbeiführen konnte und den Niederländer eine Weil knetete. Damit hat sich am Tabellenstand natürlich nichts geändert - es führt weiterhin Veselin Topalov mit 1,5 Zählern Vorsprung auf Naka und Vishy. Aber die Chancen auf den Turniersieg sind bei noch zwei ausstehenden Runden für den Bulgaren (Unstopalov) beträchtlich gestiegen. Allerdings steht in der Schlussrunde noch das geschichtsschwangere Duell gegen Anand an - da war doch mal was...
Allgemeine Informationen
Das Norway Chess 2015 findet vom 15. bis 26. Juni 2015 in Stavanger statt. Dabei wird man mehrmals innerhalb der mit rund 128.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Norwegens den Spielort wechseln, um in der Region maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Gespielt wird ein neunrundiges Rundenturnier mit zehn Spielern. Rundenstart ist täglich um 16:00 Uhr unserer Zeit - lediglich die letzte Runde startet bereits um 15:30 Uhr. Der einzige Ruhetag wird am 20. Juni eingelegt.
Mit einem ELO-Schnitt von 2781 die Turnierkategorie 22 erreicht.
Der Modus lautet: 2 Stunden für 40 Züge plus 1 Stunde plus 30 Sekunden pro Zug für den Rest der Partie.
Laut Veranstalter wird unter den "Sofia Regeln" gespielt.
Sollte es am Ende zu einem Gleichstand kommen, gelten die folgenden Tiebreak-Regeln:
Generell gelten in der Reihenfolge die folgenden Kriterien:
1. Anzahl der Gewinnpartien
2. Direkter Vergleich
3. Sonneborn-Berger
4. Erweitertes Koya System
Sind zwei Spieler punktgleich, werden zwei Schnellpartien (25'+5'') gespielt. Endet das Match unentschieden, gibt es eine Armageddon-Partie, in welcher Weiß mit 6 Minuten und Schwarz mit 5 Minuten spielt. Ab dem 61. Zug erhalten beide Seiten 3 Sekunden Bonus pro Zug. Weiß muss gewinnen, Schwarz genügt ein Remis.
Die Tiebreak-Regeln für drei oder mehr punktgleiche Spieler an der Spitze erläutern wir Ihnen, wenn es tatsächlich nötig sein sollte. Ansonsten finden Sie natürlich alle weiteren Informationen auf der offiziellen Turnierseite.
Maxime Vachier-Lagrave und Magnus Carlsen spielten zuerst eine wilde Eröffnung, die der Weltmeister vorbereitet hatte. Doch das Bild täuscht - MVL stand ganz gut
Und so blieb Carlsen nicht viel übrig, als nach nur 14 Zügen die Stellung zu wiederholen
MVL bezeichnete sich selbst als "Chicken", aber was soll man tun, wenn man die Stellung nicht kennt, der Weltmeister aber schon und dieser dann Remis bietet?
Wenig später hatten auch Levon Aronian und Viswanathan Anand drei Mal die Stellung wiederholt
Lev sah keine Möglichkeit, auf Gewinn zu spielen, und Vishy war mit einem soliden Schwarzremis zufrieden
Veselin Topalov geriet gegen Fabiano Caruana unter Druck, verteidigte sich aber sauber
In der Analyse zeigte Fab einige erstaunliche Varianten
Hikrau Nakamura und Alexander Grischuk teilten ebenfalls den Punkt
Der Ami schwänzte das Interview, aber Grischuk war wie immer auch alleine sehr unterhaltsam
Jon Ludvig Hammer musste damit zufrieden sein, Anish Giri zu einer langen Verteidigung gezwungen zu haben
Bisherige Chess Tigers-Berichte zum Norway Chess 2015