1.d4
Nach dem Verkehrschaos aufgrund der Vulkanstaubwolke, nach Anands 40-stündiger Odyssee und der Terminverschiebung sind nicht nur alle Schachfreunde, sondern bestimmt auch die Spieler froh, dass endlich die Partien beginnen. Die ersten Züge kommen überraschend zügig ...
1...Sf6
2.c4
g6
3.Sc3
d5
Eine kleine Überraschung ist auch die Eröffnungswahl. Anand hat Grünfeld-Indisch seit vielen Jahren im Repertoire. In letzter Zeit hat er aber weit öfter Halb-Slawisch oder Damenindisch gespielt.
4.cxd5
Sxd5
5.e4
Sxc3
6.bxc3
Lg7
7.Lc4
0-0
8.Se2
c5
9.0-0
Sc6
10.Le3
Sa5
Bis hier, und noch weiter, spielen sowohl Anand als auch Topalov sehr schnell. So schnell, dass Klaus Bischoff in der Live-Übertragung aus dem Chess Tigers Training Center die Verweise auf die alten und neueren Hauptvarianten nur andeuten kann. [10...Lg4
ist die "alte" Hauptvariante. Modern war dies in den 50ern ... und vor ein paar Jahren, als in der Variante mit "Bronstein's Qualitätsopfer" neue Ressourcen für Weiß gefunden wurden. 11.f3
cxd4
12.cxd4
Sa5
13.Ld3
Le6
14.d5
Lxa1
15.Dxa1
f6
ist "Bronstein's Qualitätsopfer". Klaus Bischoff weist hier noch auf 16. Dd4 hin, was in den letzten Jahren des öfteren auf Top-Niveau gespielt wurde.]
11.Ld3
b6
Diese Variante wurde in den letzten 3 Jahren populär. Bisher hat sich Weiß daran die Zähne ausgebissen. Da es einige Partiebeispiele aus Topalovs Team gibt, war Anands Mannschaft mit Sicherheit bestens auf das folgende Bauernopfer vorbereitet.
12.Dd2
e5
13.Lh6
Topalov entscheidet sich für ein Bauernopfer, das er früher schon angewendet hat. [13.d5
Hier gefällt Großmeister Bischoff die Überführung des Springers nach d6.]
13...cxd4
14.Lxg7
Kxg7
15.cxd4
exd4
16.Tac1
Erst jetzt weicht "Team Topalov" von seiner bisherigen Spielweise ab. [16.Db2
ist ein Vorschlag von Klaus Bischoff. Fritz12 stimmt zu.; 16.f4
wurde von Topalov und seinem Sekundanten Ivan Chaprinov bereits gespielt. Offensichtlich war Anand vom Verlauf der Partien nicht überzeugt (aus weißer Sicht), auch wenn die Ergebnisse zufriedenstellend waren. 16...f6
17.e5
(17.Tac1
Lg4
18.Sg3
Ld7
19.h4
Tc8
20.Txc8
Lxc8
21.h5
De7
22.De2
Ld7
23.Tc1
Tc8
24.Te1
Tc3
25.e5
f5
26.hxg6
hxg6
27.Dd2
Sc4
28.Lxc4
Txc4
29.Dd3
Dc5
30.e6
Lb5
31.Sh5+
Kh6
32.Dh3
d3+
33.Kh2
gxh5
34.Dh4
Le8
35.Te5
Df8
36.Dg5+
Kh7
37.Txf5
Dg7
38.Dd8
Tc2
39.Tg5
Dc7
40.Dxd3+
Kh6
41.Df5
1-0 Cheparinov (2687) - Kamsky (2723), Sotschi) 17...Ld7
18.exf6+
Dxf6
19.Sg3
Kh8
20.f5
gxf5
21.Lxf5
Lxf5
22.Txf5
Dd6
23.Taf1
Sc6
24.Se4
De7
25.Dh6
Txf5
26.Txf5
Se5
27.h3
Sg6
28.Th5
Tg8
29.Sf6
Tg7
30.Sxh7
Txh7
31.Dxg6
De3+
32.Kf1
Dc1+
33.Kf2
Dd2+
34.Kg3
De3+
35.Kh2
Df4+
36.Kg1
Dc1+
1/2-1/2 Topalov (2796) - Kamsky (2725), Sofia]
16...Dd6
Hier wählt Anand einen anderen Verteidigungsaufbau als Kamsky. Anand hat bisher sehr schnell gespielt, während Topalov bis ca. zum 20. Zug immerhin etwa 20 Minuten verbrauchte.
17.f4
Als Kompensation für den Bauern hat Weiß Angriffschancen am Königsflügel.
17...f6
18.f5
De5
19.Sf4
Bischoff erläuterte, dass Weiß hier durchaus über ein Qualitätsopfer nachdenken kann. Der Springer stünde großartig auf e6.
19...g5
20.Sh5+
Kg8
[20...Kh8
Der Vorschlag aus dem Publikum. Der König steht hier aber weniger gut als auf g8. 21.h4
h6
22.hxg5
hxg5
23.Tf3
]
21.h4
h6
[21...gxh4
22.Dh6
]
22.hxg5
hxg5
23.Tf3
Hier gibt es zum ersten Mal in der Partie Zeit, die verschiedenen Möglichkeiten der Stellung etwas auszuloten. Nach dem Partiezug wird aber schnell klar, dass Figuren- und vielleicht sogar Turmopfer auf f6 oder g5 sehr gefährlich sind. [23.Lc4+
Sxc4
24.Txc4
La6
(24...Ld7
25.Txd4
Le8
) 25.Tc6
; 23.Tc2
Ld7
; 23.Tce1
Kf7
; 23.Sf4
gxf4
24.Txf4
Tf7
; 23.Sxf6+
funktioniert hier noch nicht, z.B. 23...Dxf6
24.e5
(24.Tc7
Te8
25.Tf3
) 24...Dh6
(24...Dxe5
25.Dxg5+
Dg7
26.Dh4
Lb7
) 25.Tc7
]
23...Kf7?
Ein Missgeschick, das diese Stellung nicht aushält. Anand hätte zunächst den Damenläufer entwickeln müssen. [23...Lb7
Danach wäre - auf den ersten Blick zumindest - alles in Ordnung bei Schwarz. Sicherlich haben beide diesen Stellungstyp zuhause sehr gut analysiert. Wie auch immer diese Analysen im Detail aussehen mögen: Nach 23...Lb7 hätte die erste Partie erst richtig angefangen. "Auf die Schnelle" sieht der Computer sogar Schwarz im Vorteil. Das ist aber keine verlässliche Information. Weiß hat sicherlich gefährliche Angriffschancen. 24.Tg3
Tac8
(24...Tf7
25.Sxf6+
Dxf6
26.Te1
Te8
) 25.Sxf6+
(25.Txg5+
fxg5
26.Dxg5+
Kf7
) 25...Dxf6
26.Te1
Tc5
(26...Tc3
möchte Fritz12 sehen ...) 27.Txg5+
Kf7
28.e5
Txe5
29.Tg6
Txe1+?
(29...De7
Fritz12) 30.Dxe1
De7
31.Tg7++-
war eine nicht ganz fehler- aber zumindest "Computer"-freie Variante aus der Online-Analyse, die die Gefahren für Schwarz illustriert.; 23...Sb7?
24.Lc4+
; 23...Ld7!?
24.Tg3
Kf7
; 23...Tf7
24.Sxf6+
Dxf6
(24...Txf6
25.Dxg5+
) 25.e5
Dxe5
26.Dxg5++-
]
24.Sxf6!+-
"Hat noch irgend jemand eine Idee?" Der Kommentator blickt hilfesuchend in die Runde. Aber auch die gemeinschaftliche Analyse zeigt keinen Ausweg. Die schwarze Stellung kann nicht verteidigt werden ...
24...Kxf6
25.Th3
Tg8
26.Th6+
Kf7
27.Th7+
Ke8
[27...Kf6
28.Tcc7+-
; 27...Ke8
28.Lb5+
(28.Tcc7
) 28...Dxb5
29.Dxd4+-
]
28.Tcc7
Kd8
29.Lb5
Dxe4
30.Txc8+!
Topalov hat mit starkem Angriffsspiel seine Chance genutzt und erzwingt den Sieg. Eine kalte Dusche für Anand, der in dieser ersten Partie noch nicht richtig ins Spiel gekommen ist. Die Anand-Fans drücken die Daumen, dass er diese Niederlage gut verdaut und in den nächsten Runden sein Spiel findet. 1-0